Moore bieten viel Biodiversität und sind wichtige Erholungsgebiete
01.02.2023

Die wahre Verschwendung von Ackerland

Die Bauernlobby wehrt sich gegen Pläne für mehr Feuchtgebiete. Ihr Kampf gegen den Naturschutz gefährdet jedoch unsere Selbstversorgung. Gleichzeitig verschwenden wir Tausende Hektaren Ackerland für Food-Waste und Futtermittel.

Die Biodiversität nimmt im Kanton Zürich rasch und stark ab. Um diesen Verlust zu stoppen, braucht es dringend mehr Flächen für die Natur. Idealerweise werden solche Biodiversitätsflächen dort angelegt, wo die besten Voraussetzungen für eine hohe natürliche Vielfalt bestehen. Das trifft unter anderem auf ehemalige Moorflächen zu, die drainiert wurden, die aber immer noch viel Moorerde (Torf) enthalten und mit der Zeit natürlicherweise wieder vernässen. Der Kanton hat deshalb 0,9 Prozent der Ackerflächen bezeichnet, die er wieder zu Mooren regenerieren will (siehe Box).

Dagegen wehrt sich eine durch den Zürcher Bauernverband unterstützte Interessengemeinschaft. Diese blendet aus, dass solche Biodiversitätsflächen Teil unserer Lebensgrundlage und damit zwingend notwendig für eine erfolgreiche Landwirtschaft sind. Gleichzeitig wird verleugnet, dass im Kanton Tausende Hektaren Ackerland verschwendet werden.

Massive Vergeudung

Heute werden im Kanton Zürich 35 000 ha Land ackerbaulich genutzt. Die darauf produzierte Nahrung verschwenden wir aber zu einem Drittel über Food-Waste – also Nahrung, die es nie bis zum Mund schafft. Das sind 11 500 ha Ackerland, die sinnlos geopfert werden. Dazu kommt, dass wir auf 13 500 ha Ackerland Tierfutter statt direkt Lebensmittel für Menschen produzieren. Das trägt einerseits zum übermässigen Tierbestand mit seinen unerwünschten Folgen auf die Umwelt bei (hoher Stickstoff- und Treibhausgasausstoss). Anderseits fehlt die Fläche für die menschliche Ernährung mit pflanzlichen Produkten, die rund zehnmal effizienter ist als der Umweg via Fleischproduktion.

Insgesamt verschwenden wir also deutlich mehr als die Hälfte des Ackerlandes für Food-Waste und ineffiziente Produktion. Diese gegen 20 000 ha verschwendeten Ackerlandes sind die ganz grossen Reserven für unsere Ernährung. Im Vergleich dazu wirken die 400 ha, die für Moorregenerationen reserviert sind, geradezu lächerlich – zumal diese 400 ha einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung sowohl der Klima- als auch der Biodiversitätskrise leisten.

Wichtig für Klima und Biodiversität

So entziehen intakte Moore der Umwelt pro Hektare jährlich grosse Mengen an Kohlendioxid (CO2) und speichern es im Boden. Weil CO2 das wichtigste klimaaktive Gas ist, tragen Moore damit wesentlich zur Bewältigung der Klimakrise bei. Zudem lebt in der Schweiz etwa ein Viertel der bedrohten Pflanzen in Mooren, obwohl Moore heute nur noch einen verschwindend kleinen Teil der Landwirtschaftsfläche ausmachen. Moore sind also Hotspots der Biodiversität und damit genauso überlebenswichtig wie Flächen für die Nahrungsmittelproduktion.

Weiterführende Informationen

Info

PPF – eine Absichtserklärung:
Prioritäre Potenzialflächen für Feuchtgebiete (PPF) sind Flächen mit dem höchsten Potenzial für Moorregenerationen. Der Kanton hat 2021 die drainierten Moore untersucht und 1300 ha als PPF ausgeschieden: 400 ha Ackerland, 900 ha Grasland. Auf PPF werden keine landwirtschaftlichen Bodenaufwertungen mehr bewilligt und keine Subventionen für Drainagesanierungen mehr gewährt. Auflagen zur Bewirtschaftung gibt es hingegen keine. Von einer tatsächlichen Regeneration sind die Flächen also noch weit entfernt.